30 zum 24.

Seit meinem Saisonhöhepunkt in Dresden bin ich nach etwas Regeneration ins Erhaltungs- und Wintertraining übergegangen. Ihr kennt das ja: Grundlagenausdauer steht auf dem Plan. Dazu gehörte in den vergangenen acht Woche und so auch heute ein langer Lauf. In meinem Training für die Sub45 auf 10 km war ich nie länger als 15 Kilometer gelaufen. Diese Distanz baute ich also sukzessiv aus. Und heute stand nun das Weihnachtgeschenk der besonderen Art auf dem Plan: Ein 30-km-Lauf.

Da ich zum Weihnachtsfest im Norden bin, lag natürlich nichts näher, als „das Ding“ zusammen mit Nagetier zu bestreiten. Kurz nach 9 ging’s gemeinsam zum Startpunkt. Auf dem Weg dorthin regnete es schon ausgiebig. Das Ganze abzublasen, kam trotzdem nicht in Frage. Bei 6°C starteten wir in Richtung Viezenhof. Die Landschaft erstrahlte allerorts in tristem, verregnetem Grau. Nagetier miemte mir trotzdem den kompetenten Reiseführer und pries mir den Lenné-Park in Basedow an, durch den uns unsere Laufstrecke führte. Im Pansdorfer Forst erwartete uns dann endlich ein ordentlicher Berg (ich bin von meinen langen Läufen Höhenmeter gewohnt – ich finde diese Abwechslungen sehr „erfrischend“).

Nagetier aktivierte plötzlich seinen Düsenantrieb und spurtete hinauf. Ich lief auf der rechten Wegseite, Nagetier auf der linken. Von vorn kam ein Auto – deshalb lief ich mal auf die linke Seite, also dorthin, wo Nagetier auch war. Dann lief er aber plötzlich nach rechts, wo ich vorher war. Ich lief also wieder nach rechts ;-). Das Lachen konnte ich mir nicht verkneifen. Es muss also so ausgesehen haben, als machte mir der Anstieg ordentlich Spaß. Und so kurbelte das Ehepaar im Auto die Scheiben herunter: Die Beifahrerin winkte eifrig. Und der Fahrer sprach mir freudig zu: „Tapfer!“

Bei Kilometer 14 war meine Motivation ordentlich im Keller. Es regnete und der Wind wehte uns die ganze Zeit an. Meine linke Körperhälfte fühlte sich halbgefroren an. Das Mausoleum in Pohnstorf – ein weiteres kulturelles Highlight – weckte da auch keine Lebensgeister. Die Ruine in Alt Panstorf – noch ein Sightseeing-Objekt – gehört allerdings erwähnt („Ist das Dorf auch noch so klein, passt trotzdem eine Kirche rein“).

Als dann die 20er Marke geknackt war, holte ich mein Höhenprofil mal raus – sozusagen meine mentale Stütze für den Tag. Damit teilte ich mir die Strecke gedanklich in Etappen ein. Nun sollte bald der Hardtberg kommen, sagte mir Nagetier (der vorletzte Hügel im Höhenprofil). Einen Kilometer vorher wurde noch per Handy unsere Abholung am Zielort gesichert – schließlich war es keine (komplette) Rundstrecke. Wenig später holte Nagetier einen Zaubertrank aus seinem Rucksack. Der Inhalt eines kleinen, 60-ml-Red-Bull-Fläschchens verschwand in meinem Körper und dann ging’s nuff uff’m Berg.

Bergab wurde ich durch den „besten Trail in der Mecklenburgischen Schweiz“ geführt. Laubbedeckter, mitunter astübersäter Waldboden ebnete uns hier den Weg hinunter. Und um die Begegnung mit der Natur zu vollenden, streiften noch drei Rehe durch’s Unterholz. Von da an warteten noch 5 Kilometer darauf, von uns erlaufen zu werden. Meinen extra für die letzten Kilometer vorbereiteter Musikordner mit ACDC und Co. ließ ich dann doch beiseite und hörte weiter mein harmonisches Gedudel – passend zu Weihnachten ;-). Übrigens: Es regnete immer fort. Im Wald war es allerdings fast schon „warm“, weil windgeschützt. Und dann war auch die kritische Phase überwunden. Alles machte Spaß. Und die letzten zwei Kilometer („Jeder Schritt ist ein Schritt weiter, als ich je zuvor gelaufen bin!“) gingen nur so von der Hand liefen einfach. Nach knapp 2:53 Stunden, 30 Kilometern und etwas über 400 Höhenmetern finishten wir unseren ganz privaten Weihnachtslauf.

In diesem Sinne: Fröhliche Weihnachten!

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